Regine Böhm

Traum oder Wirklichkeit

 

Das Mädchen ging die Straße entlang. Schon seit Jahren war ihr das verlassene Haus in dieser Straße aufgefallen.

Es sah schon ziemlich heruntergefallen aus.

Sie wusste nicht, was, aber irgendwas machte sie neugierig, und sie ging in das Haus. Wieso hatte sie kein bisschen Angst. Sie kam in einen riesigen Raum.

Direkt auf der anderen Seite des Raumes war ein unbegreiflich schönes Bild. Darauf ist ein Greif zu sehen. Stolz und majestätisch steht er da.

Seine Flügel ausbreitend steht er auf dem orangenen Felsen. Er hat orange strahelendes helles Fell. Die Flügel sind feuerrot, wie Flammen, die sich durch die Lüfte züngeln. Der Wind weht durch seine wuschelige Mähne.

Wie angewurzelt bleibt das Mädchen stehen und starrt auf das Bild. Plötzlich nimmt sie einen Duft wahr. Es riecht heimatlich und behaglich und eine frische Prise weht ihr ins Gesicht, ihre Hände spüren etwas Weiches, jedoch Zotteliges.

Erst jetzt bemerkt sie, dass sie fliegt. „Wo bin ich?“

„Auf dem Rücken eines Greifs“, ruft eine Stimme, die wie eine wunderschöne Melodie klingt. Verblüfft und gleichermaßen berührt bemerkt sie erst jetzt, dass sie auf genau dem Greif, den sie auf dem Bild gesehen hat, durch die Luft reitet.

„Wer bist du?“, fragt das Mädchen. „Ich heiße Pergoram und bin auf der Flucht und ich bin der Retter von Plentagon.“ „Wer ist Plentagon?“ „Das ist das Land, über dem wir fliegen.“ „Und vor wem bist du auf der Flucht?“ „Vor Gezeck, dem Tyrannen, der Plentagon erobern will, das er jedoch niemals bekommt. Er hat viele Anhänger und jeder, der sich ihm in den Weg stellt, muss sterben. Er ist ein großer Magier, musst du wissen, und mit wem habe ich das Vergnügen?“ „Ich heiße Zera.“ „Also gut, Zera, du kannst mich Pergo nennen, du bist nun mein Herr und Meister.“ „Meister, aber ich bin grad mal 13, ich bin nicht dein Meister.“ „Du wirst es schon merken.“ „Was?“ „Wer du bist.“

Zera merkt, wie sie vor sich hin döst und es fühlt sich so an, als ob sie schon lange Freunde wären.

Mit einem lauten Geschrei wird sie aus ihren Gedanken gerissen.

„Was ist das?“, ruft sie in Panik. „Halt dich in meiner Mähne fest!“

Jetzt geht ihr alles viel zu schnell. Wie mit Lichtgeschwindigkeit saust Gezeck und mit ihm eine schwarze Meute von geierähnlichen Vögeln. Die Geier kommen immer näher und fangen an, mit Pfeilvipern auf sie zu schießen.

Pergoram versucht sie abzuhängen, doch es gelingt ihm nicht, verzweifelt versucht er den Viper auszuweichen, vergeblich. Ein paar haben sich schon in sein Fleisch gebissen. „Ich kann nicht mehr.“

Pergo spürt, wie ihm schwindelig wird, und fühlt, wie das Gift seine Zwecke erfüllt. Er hörte schwach die Stimme von Zera: „Bitte komm zu dir, bitte ich brauch dich, Pergoooooo!“ Er stürzt ab. Nun hat sich auch eine Viper in Zeras Fleisch gebissen. Sie spürte sie. Schweißgebadet wachte sie auf. „Wo bin ich?“ Nun bemerkte sie, dass sie in ihrem Bett lag. Ihr kleiner Bruder drückte ihr ein Spielzeugmesser in den Rücken und schrie: „Tod.“ „Was machst du da?“ „Mama hat gesagt, ich soll dich wecken.“ „Wecken? Aber ich war doch ganz lange weg und wo ist Pergo?“ „Wer ist Pergo?“

In diesem Moment fragte sie sich: War es Traum oder Wirklichkeit?

Sie konnte es sich nicht erklären und wusste nicht, ob es doch irgendetwas mit dem alten Haus zu tun hatte.

 

Die Veröffentlichung des Textes auf dieser Internetpräsenz geschieht mit freundlicher Genehmigung der Autorin.

© Regine Böhm (2006)

                       

Geschichte kommentieren

Möchtest du zu dieser Geschichte einen Kommentar abgeben? Hier hast du die Gelegenheit dazu! Schicke deinen Kommentar an thomas.baader@gmx.de (als Betreff trägst du den Titel der Traumgeschichte ein). Dein Kommentar wird gesichtet und, falls er inhaltlich und formal nicht zu beanstanden ist, unter der Geschichte veröffentlicht!

Bitte gib einen Namen an, der dem Kommentar beigefügt werden kann - deine Emailadresse wird natürlich nicht veröffentlicht.

 

 

Datenschutzerklärung
powered by Beepworld